Werwölfe

Werwölfe sind Kreaturen, die sich unabhängig vom Vollmond in einen Wolf verwandeln können. In ihrem Inneren koexistieren zwei Seelen: Die menschliche Seele und die animalische Seele des Wolfes.
Beide Seelen tolerieren einander in der Regel. Sie sind zu inneren Dialogen miteinander fähig, die eine Verwandlung in die Wolfsgestalt überhaupt erst möglich macht. Bei Vollmond steigt die schon vorhandene Kraft des Menschen oder des Wolfes weiter an. Beide Seelen können auf die geschärften Sinne eines Raubtiers zurückgreifen und ihr Zusammenspiel verhindert, dass ein Werwolf verhext werden kann oder seine Gedanken zu hören sind. Die menschliche Seite des Werwolfes hat in der Regel die Kontrolle über die Verwandlung zum Wolf, macht man den Menschen allerdings sehr wütend, kann es passieren dass der Mensch die Kontrolle verliert und sich die Verwandlung zum Wolf verselbständigt. Das Verhalten bekommt einen deutlich animalischen Ruck und ab diesem Punkt braucht man mit dem Betroffenen nicht mehr diskutieren. Wenn ein Werwolf sehr wütend ist und die menschliche Seite die Kontrolle zu verlieren droht, wird das auch körperlich sichtbar: Zittern, Wolfsaugen und Fingernägel, die zu Krallen werden. Werwölfe können sich am Tage bewegen, vertragen Silber jedoch ebenso wenig wie Vampire.

Ihre tierische Gestalt ist der eines richtigen Wolfes sehr ähnlich; Mischerscheinungen halb menschlich, halb tierisch, sind nicht möglich. Allerdings sind sie größer als ihre rein tierischen Artgenossen, deren Schulterhöhe zwischen 60 und 90cm liegt. Der ausgewachsene Werwolf ist deutlich größer und misst, abhängig vom Alter, zwischen 110 und 140cm. Werwölfe sind somit größer und deutlich kräftiger (bis zu 150 kg können gehoben und geworfen werden) als ein normaler Wolf oder ein Mensch, ebenso sind sie um ein Vielfaches schneller (vierbeinig im vollen Lauf bis zu 120 km/h) und ausdauernder.
Die Verwandlung ist für Wolf und Mensch sehr schmerzhaft und bei mehrfacher Verwandlung nacheinander sehr kräftezehrend. Mit zunehmendem Alter des Wolfes lassen die Schmerzen etwas nach, die Dauer von einer bis drei Minuten, in der sich die Anatomie umstrukturiert, bleibt jedoch gleich.

Es ist auch möglich, dass der Wolf sich im Lauf oder binnen Sekunden verwandelt, allerdings wird dafür die Rückverwandlung in den Menschen umso qualvoller. Mit zunehmender Häufigkeit einer solchen Verwandlung läuft der Werwolf Gefahr, für immer Wolf zu bleiben, da die Angst vor der Rückwandlung unbeschreiblich wird, sich psychisch manifestiert und die Schmerzen schlicht zum Abbruch der Rückverwandlung führt.

Als Werwolf wird man geboren. Das Wolfsgen ist rezessiv, das heißt, nur wenn beide Eltern Werwölfe sind, ist das Kind sicher auch ein Werwolf. Bei allen anderen Mixturen ist es sehr wahrscheinlich, dass das Wolfsgen untergeht und sich das andere Elternteil durchsetzt. Eine Verwandlung findet zumeist jedoch erst mit Vollendung des 16. Lebensjahres statt. Bis dahin ist die Stimme des Wolfes meist ein leises Flüstern im Hinterkopf. Mit der ersten Verwandlung wird die Stimme lauter und entwickelt oft auch eine eigene Persönlichkeit.

Die Schwangerschaft bei Werwölfen dauert zirka 6 Monate, Zwillinge oder Drillinge sind nicht unüblich und sie sind zur Geburt kleiner und leichter als Menschenbabys. Die Welpen altern in den ersten Lebenswochen extrem schnell, bis zu dem Zeitpunkt, wo sie feste Nahrung zu sich nehmen können und nicht mehr auf die Mutter angewiesen sind. Anschließend altern und entwickeln sie sich im gleichen Tempo wie menschliche Kinder. Durch regelmäßige (mindestens zweiwöchentliche) Verwandlung, nach Vollendung des 21. Lebensjahr, altern Werwölfe nicht mehr.

Bis zur Industrialisierung, spätestens aber bis zu den Weltkriegen waren große Wolfsrudel, die ganze Landstriche kontrollierten, üblich. Mit der Globalisierung wurden die großen Rudelverbände immer weniger und meist sind sie nur noch in abgeschiedenen Gebieten wie den russischen oder brasilianischen Wäldern, kleinen Dörfern in Naturschutzgebieten weltweit oder Ähnlichem in der klassischen Rudelstruktur (bestehend aus dem Alphapaar, Betas zum Schutz des Rudels, die Jungwölfe alias Gammas, Welpen, sowie der Omega als der Prügelknabe der Gemeinschaft) zu finden. Diesen teils großen Rudelverbänden ist es zu verdanken, dass trotz der globalisierten Strukturen die Zahl der Wölfe weltweit nicht rückläufig, sondern ungefähr konstant ist.

Die Zahl der Einzelgänger, männlich wie weiblich, ist seit dem Entstehen der großen Weltmetropolen exponentiell angestiegen. Nicht alle davon sind gern allein, und es finden sich auch gelegentlich gangähnliche Strukturen bei lockeren Zusammenschlüssen von Wölfen aller Altersklassen. Viele Einzelgänger halten sich bei ihrer Partnerwahl auch längst nicht mehr nur an ihre eigene Spezies.
Neben Einzelgängern finden sich auch, gerade in urbanen Regionen, Familienverbände aus dem Elternpaar, den Kindern, und oftmals auch Onkeln, Tanten und deren Kindern. Diese sind zwar normal in die Gesellschaft integriert, leben jedoch den Gemeinschaftssinn der sozial strukturierten Wesen.
Egal ob späterer Einzelgänger oder nicht – jeder Wolf, der unter Wölfen groß wird, bekommt eine grundlegende Abneigung gegen Vampire mit in die Wiege gelegt.